1994 bis 2005
Die Ära BMW. Kurz und schmerzvoll
1994 folgte in einem heute schwer nachvollziehbaren Handstreich die Übernahme des Konzerns durch BMW. Nachdem Britisch Aerospace nur fünfeinhalb Jahre an AustinRover interessiert war, versuchte British Aerospace wieder Kapital aus dem Verkauf zu schlagen. Honda wurde angeboten, den Konzern zu übernehmen. Die Japaner wollten jedoch nur 47,5% der Aktien übernehmen und verzichteten somit auf den Kauf.
Bernd Pischetsrieder, dessen Onkel Sir Alec Issigonis schon den Konzern geprägt hat, übernahm das Ruder, und letztlich auch sich selbst mit dem Brocken Rover.
Der Rover Seventyfive
Der Rover 75 wurde in bewusster Tradition nach dem Erfolgsmodell aus den 50er Jahren benannt. Schon der P4 lief als "Seventyfive" erfolgreich auf den Straßen des Empire.
Ausgerüstet mit moderner Antriebstechnik, auch Dieselmotoren, ausgestattet mit allen Komfortgoodies der Jetztzeit, steht der 75 immer noch im Zeichen der Exklusivität. Der 75 zielt auf den ganz speziellen Kundenkreis, der ein Auto mit britischem Stil bevorzugt.
Phoenix, Retter in der Asche
Im Jänner 2000 sollte sich das Schicksal neuerlich wenden. BMW stieg unter bemerkenswerten Umständen aus, eine Auffanggesellschaft zog sich noch vor Übernahme zurück. So übernahm ein Konsortium namens Phoenix die Geschicke der Marke Rover.
Das erfolgreichste Modell, der Mini, wurde von BMW vermarktet. Ford übernahm die Geländewagengruppe um den Range Rover. Was blieb, war ein filetiertes Kleinunternehmen, das keine Konkurrenz mehr für BMW und Ford darstellte.
Ein genialer Schachzug, wenn auch nicht billig für BMW.
Bald schon ergänzten die neuen Eigentümer die bestehenden Modellreihen um jeweils sportlichere MG-Typen.
Die MG-Modellpalette 2005 - bis zum bitteren Ende - im Überblick:
- Ein Supersportwagen, der MG XPower SV, steht an der Spitze
- ein Roadster mit dem Traditionsnamen TF
- MG ZR, ZS und ZT, als Kombi ein ZT-T
Die Rover-Modellpalette 2005 - bis zum bitteren Ende - im Überblick:
- ein neuer Kleinwagen, der CityRover, aus der Zusammenarbeit mit dem indischen Automobilproduzenten TATA,
- die Modelle 25 und Streetwise
- der angejahrte 45
- und das Topmodell 75
Die Typenvielfalt des frühen 21. Jahrhunderts zeigt, dass das Management neue Marktnischen sucht - z.B. ist in GB ein MG ZR als Lieferwagen erhältlich!
Nichts zeigt den Niedergang der stolzen Marke Rover drastischer, als der Umstand, wie mit letzter Kraft das Zaubermittel "Badge Engineering" bemüht wurde. Waren in den 1960er bis 1970er Jahren wenigsten ur-britische Autos Basis für diverse Label-Täuschungen, so verstieg sich Rover gänzlich, als man einen indischen Wagen namens Tata Indica als CityRover zu vermarkten suchte.
Unglaublich, aber wahr: der CityRover stand 2005 auf der Vienna Motor Show!
Heute ist der CityRover vereinzelt noch bei ebay zu ersteigern. So liegt der einzige historische Wert dieses Autos darin, dass es in 30 Jahren keiner mehr kennen wird. Masochisten erstehen jetzt einen und bewahren ihn für's Museum auf!
Im 100. Jahr der Rover Automobilproduktion verhandelt Rover bezüglich einer Kooperation mit dem chinesischen Autohersteller SAIC (Shanghai Automotive Industries Corporation). SAIC ortet in Rover ein Standbein für den westlichen Markt. Rover wiederum hofft, in SAIC den finanzstarken Retter in schwerer Zeit zu haben, denn Rover geht aufgrund rückläufiger Absatzzahlen langsam das Geld aus.
Anfang April 2005 scheitern jedoch die Gespräche mit SAIC, da Rover monatlich an die 35 Mio Euro Defizit anhäuft. Rover wird zahlungsunfähig und rund 6.000 Arbeitsplätze (plus einige tausend bei Zulieferfirmen) gehen verloren.
Am 25. April 2005 ist es endgültig: MG Rover muss Konkurs anmelden, alle Versuche, Großbritanniens letzten unabhängigen Großserienhersteller zu retten, sind gescheitert.