Rosamunde Pilcher meets Goodwood

16 days and around 1600 miles roving around England

Mit Rosamunde Pilcher Filmen ist es wie mit den kleinformatigen Gratis-Tageszeitungen, jeder kennt sie, aber keiner will sie gelesen haben. So gesehen ist meine Frau eine Ausnahme, denn sie gibt offen zu, sich auch einen schönen Fernsehabend mit einer solchen Schnulze zu machen.

Und nachdem sie an diesen Filmen – so sagt sie – eher die Landschaft als die männlichen Darsteller und das immer wieder gefundene Liebesglück interessieren, ist die Idee entstanden, uns diese Gegend einmal persönlich anzusehen.

Statt ob des ach so spannenden Ziels zu jammern habe ich den Kalender genommen und in Form der ersten beiden Septemberwochen 2013 einen passenden Termin für die Reise gefunden. Erraten, in dieser Zeit finden sowohl das Autojumble in Beaulieu als auch das Goodwood Revival nahe Chichester statt!

Zwischenbemerkung:

Für Liebhaber von klassischen Automobilen ist der Herbst die ideale Reisezeit in England

Unser erster Gedanke, uns die Reise von einer darauf spezialisierten Agentur organisieren zu lassen ist leider gescheitert und so haben wir wie üblich unsere Reiseplanung selbst in die Hand genommen.

Während meine Frau und die mitreisende Freunde mit dem Flugzeug nach London anreisen und dort ein paar Tage Sightseeing genießen, starten unser Rover 16 saloon und ich die Reise mit Zugfahrzeug und Anhänger. Eineinhalb ruhige Tage auf der Autobahn bringen uns nach London. Die Überfahrt mit der Fähre ist wie immer reibungslos, die Wartezeit kurzweilig und bei ruhigem Wetter einfach ein Genuss. Schon unser Treffpunkt in London ist „geschichtsträchtig“. Rochester Airport im Südosten von London war im zweiten Weltkrieg Stützpunkt für die alliierten Luftstreitkräfte und Produktionsort der ältesten Flugzeugfabrik der Welt, jener der Short Brothers (Hersteller von hauptsächlich Flugboote, später z.B. die auch in Österreich für Fallschirmspringer eingesetzte Skyvan).

Überhaupt ist eine Reise nach England die einfachste Art, in die Vergangenheit zu reisen. Nein, das Vereinigte Königreich ist nicht von gestern, in manchen Aspekten eher das Gegenteil, es begegnet einem nur auf Schritt und Tritt die nicht durch kriegerische Handlungen, Katastrophen oder Modernisierung ausgelöschte Vergangenheit. Die erste postindustrielle Gesellschaft in Europa passt nicht schlecht in die Kulisse von Vintage und echter gelebter Vergangenheit.

Ergänzt wird der Eindruck durch verschiedene Skurrilitäten. Wie wollen sie sich die Hände waschen, wenn die Wasserhähne für kaltes und heißes Wasser (inklusive Warnhinweis „Achtung heiß“) 10 Zoll auseinander liegen? Oder wussten Sie, dass man am Badestrand vor Unebenheiten unter Wasser warnen muss? Wir jetzt schon ...

Auf den ersten Meilen auf britischen Straßen ist der Rover eine echte Hilfe und fühlt sich spürbar wohl. Mit dem Lenkrad auf der „richtigen“, der rechten Seite, ist das Fahren wie bei uns, nur spiegelverkehrt. Der ruhige und höfliche Fahrstil der Engländer erleichtert die Umstellung zusätzlich.

Auf unserer ersten Etappe zum Leeds Castle geraten wir zwar auf die Autobahn, aber auch dort sind wir mit 60 Meilen pro Stunde nicht schlecht aufgehoben. Überhaupt spielt sich der Straßenverkehr in England eher langsamer und weniger hektisch ab. Vielfach ist das Limit auf 40 Meilen reduziert – in Hinblick auf die Straßenbreite keine übertriebene Maßnahme. Entschleunigung pur. Davon aber später.

Leeds Castle ist eine der Hauptattraktionen im Süden von England und wir erleben die Auswirkungen von Dienstleistungsgesellschaft, perfekter Fremdenverkehrsorganisation und Geschichtsbewusstsein: 21 Pfund Eintritt pro Person. Heftig, denken wir und während sich in meinem Kopf eine erste Hochrechnung auf das Urlaubsbudget entwickelt, zückt die beste aller Ehefrauen bereits die Geldtasche – sie kennt dieses Preisniveau bereits aus London.

Sehenswert ist Leeds Castle in jedem Fall!

Zwischenbemerkung:

Mit dem Lenkrad auf der „richtigen“, der rechten Seite, ist das Fahren wie bei uns, nur spiegelverkehrt. Mit jeder Stunde, mit jedem Kreisverkehr und jeder Mahlzeit kommen wir mehr in unserem Gastland an.

Auch wenn wir einen echten Straßenatlas in idealem Maßstab 3,2 Meilen pro Zoll (1:200.000) zur Planung der Tagesetappen mitführen, verlassen wir uns von nun an auf das auf „Autobahn vermeiden“ programmierte Navigationsgerät. Damit hat nämlich auch der Beifahrer etwas von der Reise und braucht nicht ständig in die Karte zu schauen  Und jetzt stimmt auch das Gefühl beim Fahren! So wie alte Gemäuer Teil der frühen englischen Kultur sind, gehören auch altes Eisen und Dampf als Teil der industriellen Revolution dazu. Tenterden ist dazu einer der richtigen Orte und zufällig steht auch ein Zug der Kent & East Sussex Railway unter Dampf im Bahnhof. Meine Mitreisenden zieht es eher zum gepflegten Lunch als zur nostalgischen Reise mit der Eisenbahn, aber das macht nichts. Noch ist die Gruppe nicht eingespielt und das Programm nicht „ausgemacht“. Gruppendynamische Prozesse nennt man das, nicht wahr?

Aber mit jeder Stunde, mit jedem Kreisverkehr und jeder Mahlzeit kommen wir mehr in unserem Gastland an. Apropos Mahlzeit: Das Essensangebot in England ist deutlich besser als sein Ruf. Nicht nur in zahlreichen New-Age und internationalen Restaurants, sondern vor allem in den zahlreichen Pubs lässt sich um vernünftiges Geld wirklich gutes Essen bekommen. Während Wein eher selten getrunken wird, bietet das Biersortiment auch für den mitteleuropäischen Gaumen etwas.

Unser erstes Quartier nehmen wir in Eastbourne, von wo wir zwei Tage lang die Umgebung erkunden. In der Nachsaison bevölkern vor allem die älteren englischen Semester die Seebäder an der Südküste. Ausländische oder junge Gäste sind die absolute Ausnahme. Der Tagebucheintrag lautet dazu pointiert: Hotel = alter Kasten mit Meerblick. Hotelgäste = alte Kästen ohne Ausblick.

Die Route des ersten Tags führt zu den berühmten Seven Sisters, den bekanntesten und höchsten Kreidefelsen an der Südküste, nach Brighton mit dem sensationellen Royal Pavillion und dem allseits bekannten Pier, auf dem Glückspiel von Bingo bis einarmigen Banditen betrieben wird, weiter zum Glyndbourne Opera House und dem Observatorium von Herstmonceux. Dabei tappen wir voll in die Konsumfalle. Der Süden von England bietet um so viel mehr Sehenswürdigkeiten, als in einem Urlaub genossen werden können. Alleine der Versuch, sich die „schönsten“ heraus zu suchen, bereitet Stress und wird scheitern.

Auch unsere Mitreisenden erkennen, dass der Urlaub durch die Kamera nur halb so schön ist und so entschleunigen wir auch unsere Besichtigungspläne. Pause wird dann gemacht, wenn es spontan etwas zu sehen gibt, oder irgendeine Flüssigkeit nachgefüllt oder entleert werden muss, die Uhr verliert ihre Bedeutung. Eine „große“ Sehenswürdigkeit am Vormittag, eventuell eine weitere am Nachmittag. Der Weg dazwischen ist abseits der Dual Carriageways (siehe Infokasten) Erlebnis genug.

Zwischenbemerkung:

Einmal wie Agatha Christie vor Greenhouse im Garten sitzen und den Booten am River Dart zusehen

Entsprechend unserem Reisemotto suchen wir uns vor allem schöne Landsitze und Gärten (Longleat House, Cotehele, Lost Gardens of Heligan, Beaulieu, Greenhouse von Agatha Christie), alte Orte (Rye, Bath, Winchester, Wells, Tavystock, Torqay, Weymouth) und malerische Landschaften (Jurassic Coast, Land’s End, Dartmoor National Park) als Ziele aus. Ein aktueller Reiseführer wird noch viele andere lohnende Ziele anbieten können ...

Nach knapp einer Woche kommen wir so in Bournemouth an, unserem Etappenort für den Besuch in Beaulieu. Für mich ist der Autojumble im Herbst eine Premiere, meine England affinen Kollegen meinen, es sei das Ereignis schlechthin und in diesem Magazin ist auch schon vieles darüber geschrieben worden. Für die wenigen, die noch nie etwas davon gehört haben: Rund 3.000 gewerbliche Aussteller bieten auf drei Wiesen (fields red, green, yellow) Teile für vornehmlich englische Fahrzeuge und allgemeines Zubehör an. Dazu kommt eine große Versteigerung und am Sonntag der boot-sale. Letzteres ist der Privatverkauf von Teilen aus dem Kofferraum (boot) heraus.

Mein Fazit: wer ein englisches Auto hat, sollte den Autojumble in Beaulieu einmal gesehen haben und wer Teile kaufen will, sollte sich auf jeden Fall rechtzeitig das Ausstellerverzeichnis anschauen, um nicht die Übersicht zu verlieren. Punkt.

Zwischenbemerkung:

Im Einkaufswahn treibe ich den Rover bereits um 7:30 gegen Beaulieu um die besten Schnäppchen zu ergattern

Im Einkaufswahn treibe ich den Rover bereits um 7:30 gegen Beaulieu um dann ohnedies in einer unüberschaubaren Menge an Menschen auf den Einlass zu warten. ... Jetzt habe ich Zeit zur Lektüre des Ausstellerverzeichnisses.

Hier die wichtige Information für alle Männer: Nehmen sie ruhig ihre weniger begeisterten Mitreisenden mit nach Beaulieu! Sowohl die Gärten als auch das Herrschaftshaus bieten ein wunderbares Alternativprogramm zum Autojumble. Ganz zu schweigen vom National Motor Museum, das einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Automobils gibt und in verschiedenen Sonderausstellungen wechselnde Themen behandelt.

„Nur“ 210 Pfund ärmer und mit dem glücklichen Lächeln des Jägers und Sammlers, der alle Schnäppchen des Platzes gefunden hat, verlasse ich abends den Platz und gemütlich rollt der Rover der untergehenden Sonne entgegen und zurück in unser Hotel. Müde schlafe ich ein.

In der Früh steht für mich Fahrzeugpflege an, während sich meine Mitreisenden um das Gepäck kümmern. Die Scheiben werden gereinigt, der Luftdruck passt, nur ab und zu muss ich Motoröl nachfüllen. Dies sind auch oft die Zeiten, zu denen wir mit Einheimischen ins Gespräch kommen. So erzählt uns ein älterer Herr, dass er, als er jung war, in Bath in der Rover Vertretung gearbeitet und auf diesen Autos seine Ausbildung erfahren hat. Wehmütig stimmen wir das Klagelied auf den Untergang der britischen Automobilindustrie an. So „eingestimmt“ brechen wir auf und genießen die freundlichen Blicke der Passanten, wenn wir durch die immer grüner werdende Landschaft ziehen.

Bei Shaftesburry windet sich die Straße ein paar Meilen im Zickzack einen steilen Hügel hinauf und die Serpentinen fordern die Blutdruck-Servolenkung und sowie ordentlich Drehmoment des Motors. Oben angekommen zeigt sich die hügelige Landschaft in ihrer vollen Weite und wir beschließen, die Auffahrt gleich noch einmal zu nehmen, diesmal aber mit montierter Kamera. Vielleicht findet dieses Video noch seinen Weg in YouTube ...

Auf kleinen (B road) und wirklich kleinsten Straßen (minor road) kurven wir Meile um Meile zu unserer nächsten geplanten Sehenswürdigkeit. Durch die hohen Hecken ist der Ausblick auf die flacher werdende Landschaft oft verwehrt, die Konzentration auf die schmale Fahrspur und den zu erwartenden Gegenverkehr machen die Fahrt dennoch spannend. Bei Yeovilton weist ein Schild zum Haynes Motor Museum (Haynes Reparaturhandbücher), das wir aber links liegen lassen. Wenig später tauchen wie aus dem sprichwörtlichen Nichts ein Militärflughafen und die riesigen Hangars des Fleet Air Arm Museum auf. In einer wirklich sehenswerten Schau zeigt die britische Navy das Marineflugwesen von seinen Anfängen über den Falklandkrieg vor mittlerweile auch schon 30 Jahren bis in die Gegenwart. Ein virtueller Besuch eines Flugzeugträgers mit Start und Landung von Flugzeugen gehört mit dazu, wie auch der Prototyp 002 der Concorde. Weit länger als geplant bleiben wir gebannt in den weiten Hallen.

Zwischenbemerkung:

Das herrliche Spätsommerwetter wirkt beflügelnd für Mensch und Natur

Erstmals wird es nach dem außergewöhnlich schönen Spätsommerwetter etwas wolkiger, als wir uns Exeter und dem Dartmoor nähern. So beschließen wir, das Moor vorerst auf direktem Weg zu durchqueren, um nach Tavistock in unser B&B zu kommen. Für einen Österreicher mag die karge Landschaft des Hochmoors nicht außergewöhnlich sein, für südenglische Begriffe ist es ein unwirtlicher und vom Wetter gezeichneter Fleck. Mittlerweile bläst kalter Wind übers Land und die frei laufenden Schafe queren ohne Vorwarnung die Straße.

In Ermangelung einer genauen Adresse geben wir die (falsch notierten) Koordinaten unseres Ziels in das GPS ein und landen prompt „in the middle of nowhere“ oder 9 Meilen Umweg von unserer Unterkunft entfernt. Ausgleich für diese halbe Stunde Irrfahrt bietet später das Essen im Cornish Arms, einem ausgezeichneten Pub. Nicht billig, aber jeden Penny wert!

Am nächsten Morgen herrscht fürs Dartmoor typisches Herbstwetter, wir bleiben vorerst im Bett und ruhen uns aus. Später klart es auf und die Sonne kommt wie gewohnt heraus. Cotehele, ein sehr schönes, kleines und vom National Trust erhaltenes Herrenhaus mit wunderschönem Garten ist unser Ziel. Spätestens jetzt schaut uns Rosamunde Pilcher bei jedem Schritt zu und andächtig tauchen wir in das Leben dieser Filme ein.

Frisch gemachter apple pie, scones und clotted cream zur obligaten Tasse Tee runden den Besuch ab und auch der Rover draußen vor dem Tor fügt sich gut ins Bild.

Von Dartmoor bis Land’s End ist es noch ein weiter Weg und so wechseln meine Frau und ich für einen Tag ins Begleitfahrzeug unserer Freunde, um schneller voran zu kommen. Die Lost Gardens of Heligan, das Eden Project und Minack Theatre streifen wir nur kurz, um vor Sonnenuntergang Land’s End zu erreichen. Irgendwie enttäuscht drehen wir um und fahren weiter nach St. Ives, um dort den Abend zu verbringen. Am Weg dorthin, irgendwann zwischen der 2500sten und 2510ten Kurve des Tages kommt uns formatfüllend ein Reisebus entgegen – links und rechts zwei Fuß breit Platz zu den Hecken. Sch... schauen wir, dass wir zur nächsten Ausweiche ein paar hundert Yards zurück finden... Dank des Fahrtechniktrainings beim OÖMVC gelingt die Übung ohne Probleme und der aufmerksamen Weiterfahrt steht nichts mehr im Weg.

Auf diese Art verfliegen die Tage nur so und wir nähern uns Southampton. Irgendwie kommt mir vor, als ob der rote Nissan hinter mir mich verfolgt. Bei einem Fotostopp bleibt auch der ältere Herr hinter mir stehen und steigt aus ... Habe ich etwas falsch gemacht, verliert das Auto Öl? Schuldbewusstsein drängt sind auf, als der Mann auf mein Auto deutet. Freundlich erklärt er mir aber, dass er und seine Frau zwei Tage zuvor den 46. Hochzeitstag gefeiert haben und dass eben vor 46 Jahren ein Rover wie meiner sie auf eine wundervolle Hochzeitsreise gebracht hätte. Wieder einmal entsteht ein sehr nettes Gespräch und als wir die beiden Herrschaften einladen, sich zur Erinnerung in unser Auto zu setzen, sind sie den Tränen sehr nah. Auch wir sind gerührt und setzen unsere Fahrt mit einem Lächeln im Gesicht fort.

Freitag der 13. steht auch in England für Unglück. Uns ereilt es in Form von regnerischem Wetter. Liquid sunshine sozusagen. Daheim hätte ich bei dem Wetter keinen Oldtimer aus der Garage geholt, hier „müssen“ wir aber raus und wir „wollen“ raus!

Wir fahren nach Goodwood, dem geplanten Höhepunkt der Reise! Der original alte Nadelstreif-Anzug aus einem Vintage shop in London sitzt etwas eng, die Hosenträger passen, die Sportuhr weicht der Taschenuhr, der Hut landet für die Fahrt auf dem Rücksitz und in der Brusttasche stecken die Tickets – los geht’s. Nur für die 1947er Agfa Kamera gibt es leider keinen Rollfilm mehr. Bereits auf der A27 nach Portsmouth ist der Weg zum Goodwood Revival beschildert und mit jeder Meile werden es mehr alte Autos, die diesen Pfeilen folgen. Trotz perfekt organisierter Zufahrt staut es etwas vor den endlosen Parkplätzen. Parkplatz B ist für steuerbefreite Autos, also Oldtimer reserviert und was sich dort einfindet, würde bereits jedem Museum zur Ehre gereichen. Erneut werden wir von Fremden angesprochen. Diesmal hält der interessierte Engländer ein Mitgliederverzeichnis des Rover Sports Register in der Hand und möchte wissen, ob wir das dort angeführte österreichisches Mitglied mit dem P2 sind. Sorry, we are no members at the RSR. But maybe soon.

Rund 150.000 Menschen drängen sich seit nunmehr 11 Jahren am zweiten Wochenende im September in Goodwood um das Revival zu feiern. Im Gegensatz zum Festival of Speed (siehe AC 5/2013) dreht sich hier alles um nostalgischen Rennsport. Aber auch um das Lebensgefühl der 1940er bis 1960er Jahre! Das Revival ist eine riesige Party, bei der einfach der Zeiger um mindestens 50 Jahre zurück gedreht wird. Gut die Hälfte aller Besucher zieht sich dazu auch nostalgisch an und füllt die perfekte Kulisse mit Leben. Für die andere Hälfte würden zahllose Händler passende Kleidung und Accessoires zum Kauf bereithalten, Frisöre und Kosmetikstudios versetzen die Damen in denselben Glanz wie die über 220 historischen Rennwagen, die sich in verschiedenen Klassen messen. Das ist kein Schaulauf, sondern zumindest auf den vorderen Plätzen ein echter Fight auf der letzten Rille! Dafür sorgen auch die bekannten und hochklassigen Fahrer.

Uns bleibt zwei Tage lang der Mund offen, das Erlebnis ist kaum in Worte zu fassen (und würde den Rahmen deutlich sprengen). Auf und neben der Rennstrecke sowie in der Luft spielt sich von früh am Morgen bis zum Sonnenuntergang jede Minute eine perfekt organisierte Show ab. Gerne sind wir als passend gekleidete Statisten mit von der Partie.

Nur noch eine modische Anregung meine Damen, Polka Dot (kreisrunde getupfte Muster), noch dazu in Rot ist keine Extravaganz in Goodwood. Lassen sie sich da mehr einfallen.

Jetzt verstehen wir auch die Frage anderer Besucher, ob dies unser erster Besuch des Revivals wäre. Und deren Versicherung, dass es nicht das letzte Revival für uns wäre ... Recht haben sie, wir werden wieder kommen!

Einhellig sind wir der Meinung, dass auch Rosamunde in Goodwood ihre Freude hätte, sich dort vielleicht einen feschen Flieger finden und dann wieder aufs Land zurückkehren würde. Wir jedoch schließen unsere Runde und kehren nach London zurück, wo der Rover nach mehr als zwei pannenfreien Wochen wieder auf den Anhänger fährt und für die Heimfahrt verzurrt wird.

Was bleibt sind rund 3000 Fotos, die Erinnerung an unzählige Begegnungen mit netten Menschen, unauslöschliche Eindrücke und der Vorsatz, wieder zu kehren. An die anstehende Wartung des Autos und das erforderliche Urlaubsbudget können wir im Laufe des Winters immer noch denken.

Text: Andreas Oberweger

Fotos: Helmut Doblhofer, Andreas Oberweger

 

Infokasten:

Entfernung Linz – Dünkirchen bzw. Calais ca. 1.100km, durchgehend Autobahn

Fährverbindungen alle zwei Stunden, Dauer der Überfahrt 2 bis 21/2Stunden

Fährverbindung oder Eurotunnel: Je nach Fahrzeug bzw. Anhänger bestehen sehr große Preisunterschiede zwischen den Anbietern -> unbedingt mit den genauen Fahrzeugdaten vor der Buchung vergleichen!

In Großbritannien 1h Zeitverschiebung (GMT) nach hinten

Höchstgeschwindigkeit Ortsgebiet: 30M

Freiland: 60Meilen, vielfach auch niedrigere Limits.

Schnellstraße + Autobahn, Dual Carriageway (2 Fahrstreifen pro Richtung):70Meilen

(Neben)Straßen sind vielfach deutlich schmaler als bei uns und Begegnungen oft nur in Ausweichen möglich.

Kredit- und Bankomatkarten: Grundsätzlich werden ausländische Kreditkarten überall akzeptiert und der Bankomat spukt mit österreichischen Bankomatkarten immer Geld aus. Nur an Automatenkassen, wie z.B. an Tankstellen funktionieren unsere Karten oft nicht! Den PIN-Code der Kreditkarte zu wissen hilft.

Sprit kostete im September 2013 ca. GBP 1,35 oder € 1,60 pro Liter Eurosuper.

Essen:

Gut und günstig im Pub. GBP 25,- bis 30,-/Person und Mahlzeit inkl. Getränk. In jedem größeren Ort gibt es auch internationale Küche. Die Qualität der Speisen ist in den letzten Jahren spürbar besser geworden. Fish & Chips gibt’s natürlich auch

National Trust:

www.nationaltrust.org.uk verwaltet viele der historischen und noch erhaltenen (!) Gebäude. Eine Mitgliedschaft rentiert sich wegen deutlich vergünstigter Eintrittspreise. Im Gegenzug dazu kümmert sich www.english-heritage.org.uk um die „Ruinen“, wie z.B. Stonehenge oder Tintagle castle.

Der Rest über England ist in jedem Reiseführer und auf den Infoseiten der Autofahrerclubs zu lesen.